Das Projekt „abgelegt“ zielt
nicht auf die von Tätern hinterlassenen Spuren, vielmehr auf die der
Hinterbliebenen, die als Zeichen ihrer Trauer an den Schauplätzen von
Attentaten oder Unfällen Zeichen unterschiedlichster Art – Blumen oder
Kerzen – abgelegt und diesen Orten durch die besondere Anordnung dieser
Symbole eine besondere Aura, eine fast magische Wirkung verliehen
haben. [...] Die Zeichnungen vergegenwärtigen in außergewöhnlicher
Weise die Spannung zwischen der ästhetischen Qualität des jeweiligen
Ortes und der Bedeutung, die diesem durch das Ritual eingeschrieben
wurde. Indem bestimmte Motive zeichnerisch isoliert und Ausschnitte
fokussiert werden, verschiebt sich die Wahrnehmung von den Tätern auf
die Opfer und deren Trauerarbeit. Wie jedoch die in den öffentlichen
Raum gebrachten Bildzeichen letztlich nur die Unwiederbringlichkeit des
Verlusts ins Bewusstsein bringen, stellt das Projekt von Patrick
Borchers in besonderer Weise die Hilflosigkeit nicht nur der
Betroffenen, sondern der gesamten Öffentlichkeit angesichts der
Phänomene von Gewalt, Aggression und Verbrechen dar.
Dr.
Christoph Kivelitz (1966-2011) |