© patrick borchers 2007 - dv-pal - größe 4:3, farbe, stereo, 11,25 min
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Aufblende: der Ausschnitt einer Hochhausfassade ist zu sehen, Rechtecke in streng konstruktivistischer Anordnung. Ein Mann in dunkler Hose und weißem Hemd putzt akribisch das große Balkonfenster, zunächst von außen, dann von innen. Zwischenzeitlich unterstützt ihn seine Frau und der über 11 Minuten dauernde Reinigungsakt des großflächigen Fensters verwandelt sich in eine tanzartige aber ebenso groteske Choreographie. Die endlich erzielte Sauberkeit und damit auch „metaphorische“ Transparenz der Glasscheibe erreicht eine ungewöhnliche (Ver-)Wendung, als der Mann nach erfolgter Anstrengung die Gardinen zuzieht und die Jalousien herunterläßt. Die Szene erinnert an Jacques Tati’s Film Modern Times, der den vergeblichen Kampf des Menschen gegen das „Glashaus“ und die „Transparenz der Moderne“ zum Thema hat. Die Perspektive des beobachtenden Kameramannes läßt sich auf Hitchcock’s Das Fenster zum Hof beziehen. Der Ton der Baugeräusche führt das wie inszeniert wirkende Szenario in die Realität zurück.


Dr. Sabine Maria Schmidt


austellungsansicht, das im entschwinden erfasste - videokunst im museum folkwang, essen, 2010